Perimenopause & Psyche: Warum sich diese Jahre mental so extrem anfühlen

Vor Kurzem habe ich mit einer Freundin gesprochen, die heute in ihren 50ern ist – also längst nach der Menopause.
Sie erzählte mir rückblickend von ihren 40ern: von Brain Fog, plötzlichen Wutanfällen, emotionaler Überforderung und massiven Spannungen in Partnerschaften.

Während ich ihr zuhörte, wurde mir im Nachhinein klar, dass ich selbst diese Zeit lange anders eingeordnet hatte. Ich hatte nicht das Gefühl, „so etwas“ erlebt zu haben. Und doch erinnere ich mich heute an die vielen heftigen, teilweise eskalierenden Streits mit meinem damaligen Mann. Ich habe sie damals vor allem als Beziehungs- oder Lebensthemen verstanden – als alte Muster, äußeren Druck, unterschiedliche Prägungen.

Mit dem Wissen von heute drängt sich jedoch eine weitere Ebene auf:
Vielleicht hatte auch diese emotionale Intensität nicht nur persönliche oder partnerschaftliche Ursachen, sondern war mitgeprägt von dem hormonellen Umbruch, der in dieser Phase bereits begonnen hatte.

Diese Freundin sagte einen Satz, der mir besonders hängen geblieben ist:
„Heute, in der Postmenopause, ist es viel ruhiger geworden.“

Nicht alles ist einfacher – aber vieles ist stabiler.
Das innere Chaos hat sich gelegt. Die Hormone sind zwar niedriger, aber nicht mehr so unberechenbar.

Viele Frauen erleben ihre 40er als eine Phase, in der sie sich selbst kaum wiedererkennen – und gleichzeitig wird erstaunlich wenig klar darüber gesprochen, warum das so ist. Wer mit Anfang oder Mitte 40 mit solchen Symptomen zum Arzt geht, hört nicht selten: Dafür sind Sie zu jung. Das kann noch keine Menopause sein.

Und formal stimmt das sogar.
Denn was viele Frauen in ihren 40ern erleben, ist nicht die Menopause, sondern die Perimenopause – eine oft jahrelange Übergangsphase, in der sich das Hormonsystem grundlegend verändert. Genau diese Phase ist hormonell besonders unruhig, wird aber häufig weder benannt noch erklärt.

Wo The Menopause Reset ansetzt

Genau an diesem Punkt setzt The Menopause Reset von Dr. Mindy Pelz an – insbesondere Kapitel 4: Du verlierst nicht den Verstand – du verlierst Hormone
Nicht bei einzelnen Symptomen, sondern bei der Frage, was im Körper in diesen Jahren tatsächlich passiert – hormonell, neurologisch und im Zusammenspiel mehrerer Systeme.

Beim Lesen wird klar:
Die Perimenopause ist kein einzelnes Ereignis, sondern ein Umbauprozess. Hormone werden nicht einfach weniger – sie verlieren ihr eingespieltes Zusammenspiel. Sie schwanken, teilweise extrem. Und diese Schwankungen wirken direkt auf Gehirn, Nervensystem, Emotionen und Stressverarbeitung.

Hormone arbeiten im Team – HPO- und HPA-Achse

Ein zentraler Gedanke bei Dr. Mindy Pelz ist:
Hormone werden nicht von einem einzelnen Organ gesteuert, sondern entstehen im Zusammenspiel mehrerer Systeme – sogenannter hormoneller Achsen.

Die HPO-Achse (Hypothalamus – Hypophyse – Ovarien) steuert über Jahrzehnte hinweg die Produktion von Östrogen, Progesteron und Testosteron. Diese Hormone beeinflussen nicht nur den Zyklus, sondern auch Schlaf, Stimmung, Stressresistenz, Libido, Haut und emotionale Stabilität.

Die HPA-Achse (Hypothalamus – Hypophyse – Nebennierenrinde) reguliert vor allem Cortisol und DHEA – Hormone, die uns helfen, mit Stress, Belastung und Anpassung umzugehen.

Der kritische Übergang in der Perimenopause

In der Perimenopause beginnt sich dieses Gleichgewicht zu verschieben.
Die HPO-Achse zieht sich langsam zurück, die Eierstöcke arbeiten unregelmäßig.

Der Körper braucht jedoch weiterhin hormonelle Wirkung.
Andere hormonelle Schnittstellen gewinnen an Bedeutung – insbesondere das Stresshormonsystem.

Wenn Frauen mit einem bereits belasteten Nervensystem in diese Phase kommen – durch jahrelangen Druck, Schlafmangel oder Blutzuckerschwankungen – entstehen häufig extreme emotionale Hochs und Tiefs.

Nicht, weil der Körper versagt.
Sondern weil er versucht zu kompensieren.

Warum genau hier das Chaos entsteht

Das Problem ist nicht dieser Übergang an sich –
sondern der Zustand, in dem er stattfindet.

Viele Frauen erreichen die Perimenopause mit einem bereits stark belasteten Stresssystem: jahrelanger Druck, emotionale Verantwortung, Schlafmangel und Blutzuckerschwankungen.

Wenn hormonelle Schwankungen auf ein überlastetes Nervensystem treffen, entstehen extreme Hochs und Tiefs. Nicht, weil der Körper versagt – sondern weil er versucht zu kompensieren.

Was passiert in der Perimenopause wirklich?

Wenn die Eierstöcke ihre Aktivität reduzieren, sinkt nicht nur die direkte Produktion von Östrogen und Progesteron. Der Körper nutzt verstärkt alternative Umwandlungswege, um hormonelle Wirkung aufrechtzuerhalten.

Nebennieren-Androgene wie DHEA werden wichtiger, peripheres Gewebe übernimmt Umwandlungsprozesse – und das gesamte System wird empfindlicher für Stress.

Warum sich die Perimenopause mental so drastisch anfühlt

Östrogen, Progesteron und Cortisol wirken direkt auf das Gehirn. Sie beeinflussen Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA – also genau die Botenstoffe, die Stimmung, Impulskontrolle und emotionale Stabilität regulieren.

Wenn diese hormonellen Signale nicht mehr rhythmisch, sondern chaotisch verfügbar sind, verliert das Nervensystem seine Orientierung. Das kann sich anfühlen wie Kontrollverlust – ist aber ein biologischer Prozess.

Warum es nach der Menopause mental oft ruhiger wird

Nach der Menopause sind die Hormone zwar niedriger, aber konstanter.
Das permanente Auf und Ab endet. Viele Frauen berichten in der Postmenopause von mehr innerer Ruhe, Klarheit und Stabilität.

Ein kurzer Blick auf Orientierung & Tests

Ein Gedanke aus The Menopause Reset lautet: Nicht raten, sondern verstehen.
Der im Buch beschriebene DUTCH-Test ist in Deutschland kein Standard – der Ansatz dahinter aber schon: das hormonelle Gesamtbild betrachten, statt einzelne Symptome isoliert.

In Deutschland empfehle ich dafür u. a. die FEMNA-Premium-Hormontests als Möglichkeit zur Einordnung – nicht als Lösung, sondern als Orientierung.

Und falls du dich fragst: „Was kann man grundsätzlich tun?“

Dr. Mindy Pelz beschreibt keine Einheitslösung, sondern unterschiedliche Stellschrauben – abhängig davon, welches System gerade am stärksten belastet ist. Bei manchen Frauen steht Stressregulation im Vordergrund, bei anderen Stoffwechsel oder Blutzuckerstabilität.

Diese Hinweise sind keine Anleitung, sondern ein Ausblick:
Der wichtigste Schritt ist nicht die perfekte Maßnahme – sondern das Verstehen dessen, was gerade passiert.

Die hormonelle Werkzeugkiste

Ein Gedanke aus The Menopause Reset, der mir an dieser Stelle wichtig ist:
👉 Es gibt nicht die eine Lösung für alle Frauen.

Weil Hormone im Team arbeiten, bedeutet ein Ungleichgewicht nicht automatisch,
dass „alles kaputt“ ist – sondern oft, dass ein bestimmtes System mehr Unterstützung braucht als ein anderes.

Dr. Mindy Pelz spricht hier von einer Werkzeugkiste:
nicht als Anleitung zum Abarbeiten, sondern als Orientierungshilfe.

Je nach individueller Situation können ganz unterschiedliche Stellschrauben eine Rolle spielen, zum Beispiel:

  • bei manchen Frauen steht das Stresssystem im Vordergrund
    → Fokus auf Entlastung der HPA-Achse, Schlaf, Rhythmus

  • bei anderen der Stoffwechsel
    → Themen wie Blutzucker oder Insulinresistenz rücken in den Fokus

  • manche reagieren hormonell stark auf Kohlenhydrate
    → nicht aus mangelnder Disziplin, sondern aus physiologischen Gründen

  • andere profitieren zeitweise von Essenspausen oder Fastenintervallen,
    um hormonelle Signale wieder klarer werden zu lassen

Wichtig dabei:
Diese Werkzeuge sind keine Dogmen, keine Dauerrezepte und keine Pflicht.
Sie zeigen lediglich, wie unterschiedlich der Körper in der Perimenopause reagieren kann.

Der zentrale Punkt bleibt:
👉 Erst verstehen, was passiert – dann entscheiden, ob und was überhaupt nötig ist.

Wie es weitergeht

The Menopause Reset ist kein Buch mit isolierten Kapiteln. Hormone, Stress, Stoffwechsel, Schlaf und Nervensystem greifen ineinander.
In weiteren Beiträgen werde ich andere Kapitel aufgreifen, um dieses Zusammenspiel weiter zu beleuchten.

Zum Schluss

Wenn du aus diesem Artikel nur einen Gedanken mitnimmst, dann vielleicht diesen:

Du verlierst nicht den Verstand.
Dein Körper organisiert sich neu.

Und Wissen kann dabei ein kraftvoller erster Schritt sein.

💡 Weiterführende Artikel & Orientierung

Wenn du tiefer in einzelne Aspekte eintauchen möchtest, findest du hier ergänzende Beiträge, die unterschiedliche Facetten der hormonellen Veränderungen beleuchten:

FEMNA Hormontest – Schluss mit Hormonchaos & Arztfrust
Wenn du dich in der Perimenopause nicht ernst genommen fühlst, kann ein Hormontest helfen, die eigene Situation besser einzuordnen.
👉 Zum FEMNA Blog-Beitrag

👉Direkt zu FEMNA (Code: PHILOMENA10)

Hormonbalance ab 40 – die Idee der hormonellen Toolbox
Warum es keine Einheitslösung gibt und welche Stellschrauben je nach Körper unterschiedlich relevant sein können.
👉 Zum Blogbeitag : Die Menopause-Toolbox: Dr. Havers wichtigste Empfehlungen für Frauen

Fasten & Hormone – hormonfreundlich gedacht
Fasten kann für manche Frauen hilfreich sein – für andere nicht. Hier geht es um einen differenzierten, hormonfreundlichen Blick.
👉 Zum Fasten-Artikel

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Warum Progesteron müde macht – und warum manche Frauen darauf extrem reagieren